Henry David Thoreau über die Ökonomie des Spazierengehens | |
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"Man fragt mich: 'Warum legen Sie kein Geld zurück? Sie reisen gern, Sie könnten mit der Eisenbahn nach Fitchburg fahren und die Gegend kennenlernen.' Ich aber bin zu gescheit dazu. Ich habe herausbekommen, daß am geschwindesten reist, wer zu Fuß geht. Ich sage zu meinem Freund: 'Wollen wir einmal sehen, wer zuerst hinkommt. Die Entfernung beträgt dreißig Meilen, die Fahrtaxe neunzig Cent. Das ist der Arbeitslohn für einen Tag. Ich erinnere mich noch, daß hier an dieser Eisenbahn der Taglohn sechzig Cent betrug. Gut, ich marschiere zu Fuß ab und komme dort an, wenn es anfängt dunkel zu werden; |
ich habe schon wochenlang in diesem Tempo Fußtouren gemacht. Sie
verdienen sich mittlerweile Ihr Fahrgeld und kommen morgen oder abends
spät an, wenn Sie Glück genug haben, gleich Arbeit zu finden. Statt
nach Fitchburg zu gehen, arbeiten Sie hier fast den ganzen Tag; und so glaube
ich, daß ich Ihnen vorausbleiben würde, wenn die Eisenbahn um die
Welt herumreicht. Was aber das Kennenlernen der Gegend anbelangt und weitere
Erfahrungen, so wäre ich Ihnen derart voraus, daß ich mit Ihnen gar
nicht mehr verkehren könnte." (Henry David Thoreau, Walden oder Leben in den Wäldern. 1854) |